Heute feiert unser Netzwerk Tlaxcala sein 15-jähriges Bestehen. Der Rückblick auf diese fünfzehn Jahre ist in der Tat schwindelerregend. In den vergangenen 5.479 Tagen haben wir 40.000 Seiten in 15 Sprachen veröffentlicht, durchschnittlich 7,3 Seiten pro Tag. Zu unserem Netzwerk haben ungefähr 240 Personen zugehört. Einige waren mehrere Jahre dabei, während andere nur kurz geblieben sind. Einige haben uns für immer verlassen, wie Mauro Manno (1952-2009), Isolda Bohler (1955-2010), Manuel Talens (1948-2015) und Ellen Rohlfs (1927-2020).
Unsere Webseite wurde ungefähr 18 Millionen Mal besucht. Das sind 1,2 Millionen Besuche pro Jahr, somit durchschnittlich 3.200 tägliche Besuche, aus 204 Ländern und Territorien.

Seit wir angefangen haben, hat sich viel verändert. Die sprachliche Einseitigkeit hat abgenommen. The New York Times, The Independent, Le Monde, El País, il manifesto veröffentlichen nun auch in anderen Sprache als ihrer Ausgangssprache. Die Anzahl der Online-HobbyübersetzerInnen hat sich verzehnfacht. Aber nicht alle haben eine eindeutige Berufsethik. Einige von ihnen, insbesondere Aktivistinnen und Aktivisten, die Texte übersetzen, haben kein Problem damit, Maschinenübersetzungen zu veröffentlichen, ohne sich die Mühe zu machen, diese zu prüfen. Diese Praxis ruft in uns ein buchstäbliches Entsetzen hervor. Denn wir prüfen jede Übersetzung, bevor wir sie veröffentlichen, egal wo sie herkommt. Unserer Meinung nach geht es hier einfach um Respekt: um Respekt vor dem Autor, Leser und uns selbst.
Natürlich sind wird im Vergleich zu den Mammuten der globalen Kommunikation und Information nichts anderes als ein Mäuschen oder gar eine Mücke. Im Vergleich zu ihrem 9-stelligen Budget ist unser „Budget“ im wahren Sinne des Wortes lächerlich. Denn es beläuft sich auf insgesamt 1.022,16 € pro Jahr, der Preis, den wir für die Anmietung unseres Servers bezahlen. Unser einziges Kapital ist das Öl unserer Ellbogen. Und wir werden weiterhin das tun, was wir tun. Denn für uns ist die Information ein Gemeingut der Menschheit, das auf keinen Fall zum Handelsgut werden darf.
Natürlich zahlen wir für diese Freiheit einen hohen Preis, an Müdigkeit und was die Verbreitung betrifft. Denn die von uns veröffentlichten Texte könnten und sollten von 100- oder 1000-mal mehr Menschen gelesen werden als es in der Tat der Fall ist. Der harte Kern der Menschen, die ihr Leben diesem Projekt widmen, ist im Laufe der Jahre geschrumpft, und die Überlebenden fragen sich jeden einzelnen Tag, ob diese Sisyphus-Arbeit es auch wirklich wert ist. Dann machen wir uns aber wieder an die Arbeit, weil wir uns sagen, dass die Menschen in Grönland, der Westsahara, im Amazonas und in Burma uns brauchen.
Das Jahr 2021 wird für uns ein entscheidendes Jahr sein: Denn wir starten unsere eigene Online-Verlagsinitiative, die E-Bücher und On-Demand-Druckbücher veröffentlichen wird. Das verdammte Virus hat unsere Vorbereitungen verzögert, aber The Glocal Workshop / Die Glokale Werkstatt wird bald verfügbar sein. Wir werden Sie benachrichtigen, sobald es zugänglich ist.