Zu Coronabonds gibt es in der Krise keine Alternative. Doch statt den Menschen das ehrlich zu sagen, suggeriert die Kanzlerin, dass daran etwas faul wäre. Sie hätte es nie so weit kommen lassen dürfen.
Eurobonds, versicherte Kanzlerin Angela Merkel vor acht Jahren, auf dem Höhepunkt der Eurokrise, werde es nicht geben, "solange ich lebe". So wurden die südeuropäischen Länder beim Videogipfel der EU-Staats- und Regierungschefs vergangene Woche erneut brüsk abgebürstet, als sie wieder mal Eurobonds ins Spiel brachten, um ihre Volkswirtschaften gegen die Einschläge der Corona-Pandemie abzuschirmen. Wirtschaftsminister Peter Altmaier sprach abfällig von einer "Gespensterdebatte".
Entweder begreifen Deutschlands Regierende nicht, was sie da so fahrlässig abschmettern. Oder sie wollen es nicht begreifen, weil sie Angst haben, die AfD könne Hilfen für europäische Nachbarn für ihre Propaganda ausschlachten. Schließlich war es die erbitterte Debatte über die Unterstützung für Griechenland, die 2013 zur Gründung der AfD führte.
Statt den Deutschen ehrlich zu sagen, dass es zu Eurobonds in einer Krise wie dieser keine Alternative gibt, suggeriert uns die Regierung Merkel, dass mit diesen Bonds etwas faul wäre. Dass sie am Ende von den fleißigen deutschen Steuerzahlern beglichen werden müssten, weil Italiener mit Geld angeblich noch nie umgehen konnten. Die Kanzlerin hat dieses Narrativ so oft bedient, dass jedes Eingeständnis an Spanier und Italiener wie eine Niederlage wirken würde. Sie hätte es nie so weit kommen lassen dürfen. Schon aus Mitgefühl und Solidarität nicht. Die Wucht der Corona-Pandemie führt in Italien und Spanien zu einer menschlichen und medizinischen Tragödie – auch weil beide Staaten, wie von Brüssel gewünscht, zuletzt hart gespart haben. Und nicht, weil sie über ihre Verhältnisse lebten.
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